Abgeschlossenes NFP 73 Forschungsprojekt: Ressourcenpolitik und Geschäftsstrategien im Bausektor

13.09.2022

Falsche Anreize erschweren das Recycling von Baustoffen

Die Schweiz ist kein rohstoffreiches Land. Die wichtigsten Rohstoffe, die im Inland gefördert werden, sind mineralische Baustoffe wie Kies. Der Baustoffkreislauf konnte bisher noch nicht geschlossen werden, denn die Menge anfallender Bauabfälle ist deutlich kleiner als der Baustoffbedarf für Neubauten. Gleichzeitig sind Bauabfälle und der Aushub bei Neubauten für den weitaus grössten Teil der Abfälle verantwortlich. Es fliessen zwar knapp 80 Prozent der rückgebauten Bauabfälle als Sekundärrohstoffe in die Bauwirtschaft zurück, aber sie decken trotzdem nur rund 18 Prozent des anhaltend hohen Baumaterialbedarfs ab.

Das derzeitige Mengenverhältnis von anfallenden Bauabfällen zum Baustoffbedarf vereinfacht das Recycling spürbar, denn es gibt genügend Einsatzmöglichkeiten für aufbereitete Bauabfälle in anspruchslosen Anwendungen wie beispielsweise Magerbeton. Wenn Sekundärbaustoffe künftig aber höhere Anforderungen erfüllen müssen, um in anspruchsvollen Bauaufgaben die Primärrohstoffe zu ersetzen, bedeutet das eine Reihe an neuen technischen und ökonomischen Herausforderungen.

Bauabfälle müssen so sortiert, gesammelt und aufbereitet werden, dass sie zukünftig hochwertiger eingesetzt werden können bzw. gleichwertig mit primären Rohstoffen. Das bedeutet, dass wir technisch anspruchsvollere Lösungen benötigen und dass es sich lohnen muss, in diese zu investieren. Hierzu gibt es heute noch zu wenig wirtschaftliche Anreize.

Wir untersuchten, wie Regulierungen und Anreize den Wandel in der Bauwirtschaft noch besser fördern können, und zeigen Handlungsfelder für Gemeinden, Kantone und den Bund auf und wie Massnahmen aus verschiedenen Politikfeldern koordiniert werden können. Ein Ansatzpunkt aus der Raumplanung besteht darin, den Deponieraum für mineralische Bauabfälle zu verknappen und zusätzliche Ablagerungsmöglichkeiten für sauberen Aushub zu schaffen, damit Sekundärbaustoffe an Attraktivität gewinnen. Zudem könnte eine vorgezogene Recyclinggebühr einen Anreiz für Bauherren schaffen, um Primärkies durch Sekundärbaustoffe zu ersetzen.

Die verschiedenen Akteure und Akteurinnen der Bauwirtschaft in der Schweiz und besonders die Baustoffindustrie sind gefordert vorausschauend und weitsichtig zu denken und zu handeln, um das Recycling im Bauen zu fördern.

 

 

Prof. Dr. Susanne Kytzia
Institut für Bau und Umwelt    
Ostschweizer Fachhochschule
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